Ja, Dampfnudeln san a Freid! Das wusste schon das schöne altbayerische Volkslied. Dampfnudeln sind jedoch nicht mit Germknödel oder gar Rohrnudeln zu verwechseln. Da gibt’s schon klare Definitionen vom heimischen Herd aus auch wenn das, besonders zu meinem Leidwesen, sogar hier in meiner Wahlheimat Landshut, auf dem selbigen Christkindlmarkt, recht großzügig unter einen Hut gekehrt wird. Tatsache ist aber, eine Dampfnudel ist eine Dampfnudel und ein Germknödel ist ein Germknödel. Der Unterschied ist klar: Eine Dampfnudel ist eine luftig lockere, in Milchdampf aufgegangene Wolke. Pur quasi. Sie wird mit Zimtzucker veredelt und schwimmt in Vanillesoß', die dieselbe schöne cremige Konsistenz hat, wie Eierlikör. Der Germknödel hingegen, zwar genauso luftig und in Vanillesoße badend hingegen, ist mit Zwetschgenmus gefüllt und bekommt Mohn aufs Köpfle gestreut. Punkt und aus. Die Frage „Wolln S‘ a Dampfnudl mit oda ohne Füllung?“ zieht mir daher schon arg die Fußnägel hoch. Da kenn ich keinen Spaß! Ja wo san mir denn? Und Rohrnudeln, ja die werden nicht in Milch gedämpft, die werden offen im Ofen gebacken, so dass sie eine schöne braune Kruste bekommen. Ganz was anderes, also. Ganz andere Baustelle.
Zu Hause gab’s bei mir immer Rohrnudeln, weil ich mich an das Dämpfen nie so recht herangetraut hab. Und so hab ich mich schon immer auf den Christkindlmarkt gefreut, weil ich da eeendlich mal wieder eine Dampfnudel bekomm! Ja mei, nach einer einjährigen Abstinenz muss man halt diese Unwissenheit über sich ergehen lassen. Hauptsache es schwimmt hinterher eine schöne Dampfnudel mit Zimtzucker in einer Vanillesoß’. Aber jetzt, jetzt hab ich ein Rezept! Und es ist göttlich! Da kann jede Christkindlmarktbude einpacken! Und woher ich das hab? Ich bin ja bekennende Sammlerin von Koch- und Backbüchern, -heften und Rezepten jeder Art. Dieses Rezept hat aber einen ganz anderen Ursprung, einen an den ich nie gedacht hätte! Ein Krimi. Genauer gesagt die Provinzkrimireihe von Rita Falk. Zum Schreien komisch und unbedingt zu empfehlen! Die Hauptperson ist ja der Franz. Franz Eberhofer. Er ist der Dorfgendarm in Niederkaltenkirchen. Das Dorf ist erfunden und trotzdem tausendfach vorhanden, denn jedes x-beliebige Dorf tickt so. So die Autorin. Und es spielt in der Nähe von Landshut. Was für mich als zugereiste Landshuterin schon Spaß macht. Für meine Küche ist die Hauptperson aber Franzls Oma. Die Oma Eberhofer. Die bekocht ihren Franzl nämlich gut und sämtliche Rezepte „aus dem Kochbuch von der Oma, anno 1937“ finden sich im Anschluss an die Geschichte. So eben auch die Grundlage für folgendes – mein neues – Dampfnudelrezept. Die einzige Abwandlung; ich hab es etwas weniger süß gemacht. Viel Spaß damit! Es ist schwelgen in Genuss pur.
REZEPT:
Dampfnudeln:
30g Butter
½ Würfel frische Hefe (Zimmertemperatur)
1/8 l und etwas lauwarme Milch
1 Ei (Zimmertemperatur)
1 EL Zucker
etwas Salz
250g Mehl
Den Ofen auf 50°C aufheizen, eine Metallschüssel darin wärmen, sowie ein sauberes Geschirrtuch.
Die Butter in einem kleinen Topf zergehen lassen. Hefe in etwas lauwarme Milch bröckeln und darin auflösen. Die lauwarme Milch, Ei, Salz, Zucker und die Hefemilch zu der zerlassenen (nicht heißen) Butter geben und miteinander versprudeln. Das Mehl in die vorgewärmte Schüssel sieben und mit der flüssigen Mischung verrühren und den Teig so lange Schlagen bis er Blasen wirft und sich vom Löffel (für Tapfere) oder vom Rührer löst. Er hat eine zähflüssige Konsistenz. Die Schüssel mit dem warmen Geschirrtuch abdecken, in den Ofen stellen, diesen abschalten und darin gute 2 Stunden gehen lassen. Gut Ding will Weile haben.
Die Schüssel muss jetzt aus dem Warmen, die arme, aber das Geschirrtuch darf drin bleiben. Wenn der Ofen schon zu abgekühlt ist, nochmal kurz anstellen.
Mit einem bemehlten Esslöffel werden nun Nocken abgestochen und bemehlten Händen rund geformt. Diese kleinen Kissen legt man auf ein bemehltes Holzbrett und deckt sie wieder für eine Stunde mit dem warmen Geschirrtuch ab. (Während dieser Wartezeit kann man sich der Vanillesoße widmen.)
In eine ausreichend große Pfanne kommt ein großes Stück Butter, etwas Zucker und so viel Milch, dass der Boden gut bedeckt ist. Das wird sachte aufgekocht und die Teiglinge werden hineingelegt und der Deckel aufgesetzt. Um diesen herum schlägt man 1 - 2 feuchte Geschirrtücher, damit kein Dampf entweichen kann.
Die Nudeln werden so lange gedämpft, bis die Milch aufgebraucht ist. Sie fangen dann leise zu prasseln an. Das dauert ungefähr eine viertel Stunde.
Vanillesoße:
¾ l Milch
Mark einer Vanilleschote und
die ausgekratzte Schote
100 g Zucker
4 Eigelbe
1 ½ EL Mehl
3 EL Milch
Eigelb, Mehl und die 3 EL Milch in einem Topf versprudeln. In einem anderen Topf Milch, Vanille und Zucker unter Rühren aufkochen. Die Vanillemilch langsam zu der Eimischung rühren und unter leichter Hitzezufuhr so lange rühren, bis die Soße leicht eindickt. Perfekt ist sie, wenn sie dieselbe cremige Konsistenz wie Eierlikör hat. Sollte sie zu dick werden, kann man auch nochmal einen Schuss Milch hinzugeben. Dickt sie nicht an, etwas mehr Hitze zugeben.
Jetzt wird zusammengeführt, was zusammen gehört und mit Zimtzucker (Zucker mit Zimt gemischt) gekrönt.
Dampfnudeln isst man übrigens mit dem Löffel. Mehr Werkzeug braucht's nicht für diese fluffigen, lockeren Wolkenküsse. Einfach ein süßer Genuss!
Eure Marion